Beim G20-Finanzminister-Treffen steht eine Sondersteuer für Superreiche erstmals auf der Agenda. Der Großteil der Menschen in den größten Volkswirtschaften der Welt befürwortet eine solche Steuer.
Beim G20-Finanzminister-Treffen steht eine Sondersteuer für Superreiche erstmals auf der Agenda. Der Großteil der Menschen in den größten Volkswirtschaften der Welt befürwortet eine solche Steuer.
Das hört sich immer so einfach an, ist in der Praxis leider echt kompliziert. Die ganzen Superreichen sind alle Firmeneigner oder haben ihr Vermögen in Stiftungen. D.h. die BESITZEN kein Vermögen, nein, sie haben ZUGRIFF auf Vermögen.
Zb. Ich will ne Superyacht? Meine Firma XY Event gmbh kauft eine für Events und ich benutze die, wann immer ich will.
Ich brauche mal eben 100.000€ für n neuen Porsche? Da mache ich ne Sonderausschüttung von meiner Spardosen Gmbh, die meine Aktien verwaltet.
Urlaub auf den Malediven? Mache ich doch ne Aufsichtsratssitzung meiner Firma XY Kohlescheffel AG dort und fliege First Class auf Firmenkosten hin.
Aber privates Vermögen habe ich als Superreicher nicht so viel. Vielleicht so ein paar Hunderttausend. Der Rest steckt in meinen Firmen und über die kann ich verfügen wann immer ich will.
Wie soll man so was besteuern? Das wird echt schwierig, denn es geht an den Kern des Kapitalismus. Ich bin gespannt, erhoffe mir aber nicht allzu viel davon.
Edit: Warum war es denn so schwierig die ganzen Superyachten der russischen Oligarchen zu beschlagnahmen? Weil die Firmen gehörten und man erst mal nachweisen musste, dass die dem Oligarchen gehörte. Oder doch seiner Frau? Oder Kusine? Und dann?
Das ist halt wieder dieses klassische “Es ist einfacher sich das Ende der Welt vorzustellen, als das Ende des Kapitalismus”.
Es ist alles eine Frage des politischen Willens die Regeln unserer Gesellschaft so zu gestalten, dass solche Schlupflöcher gestopft werden.
Diesen Willen sehe ich aber in der Politik nicht. In keinem westlichen Industrieland
Edit: Noch mal nachgedacht. Den einzigen Grund warum die Superreichen gestutzt werden, sehe ich, wenn die den Politikern zu sehr auf den Sack gehen. Also die Machtfrage stellen. Dann gabs da schon mal Reaktionen in der westlichen Geschichte. Siehe Rockfeller und Eisenbahnbarone vor hundert Jahren
Klar und mit Giro Olaf oder vielleicht bald Blackrock Merz an der Spitze wird das auch nichts, da stimme ich dir zu.
Mir ist unklar, warum Firmenanteile angeblich nicht wie stinknormales Vermögen gezählt werden sollen. Natürlich geht noch einiges über flexible Buchhaltung, aber Firmenbesitz ist wohl einer der einfachsten zu besteuernden Besitze überhaupt.
Wenn eine Firma ne Superyacht haben kann, wird sie auch einiges Wert sein.
Leider nur wenn die in deinem Land sitzt. Wenn du ne Firma in Luxemburg hast, die deine Firma in Deutschland besitzt, die eine Firma in Malta besitzt, die eine Firma in Deutschland besitzt, dann versuch mal den Eigentümer zu besteuern. Achso, die Geschäftsführer der ganzen Firmenkette ist mal der Superreiche, dann mal seine Frau, mal seine Kinder.
Solche Holdingkonstrukte sind durchaus üblich. IdR zur Steuervermeidung.
Da bist du jahrelange am recherchieren. Und das nur für einen Superreichen.
Ist aber nur möglich, weil die Richtlinien dafür geschaffen wurden, das zu ermöglichen.
In der Schweiz gibt es Beispielsweise die Verrechnungssteuer. Die fällt auf alle Dividenden an, und man kriegt sie zurück bei korrekter Angabe der Aktien in der Steuererklärung. Klar, nicht perfekt, aber durchaus ein Beispiel der Möglichkeiten.
Dir ist offenbar auch unklar wie schwierig es ist Vermögens- und Besitzverhältnisse zu beweisen. Die Kette braucht nur ein einziges intransparentes Glied (zB eine ausländische Firma die intransparenten Regeln unterliegt) und du kannst abseits von investigativen Maßnahmen nichts unternehmen. Und nur weil dir die Verbindung dann bekannt ist, kannst du sie noch lange nicht auch beweisen.
Und weil Leute Fahrerflucht begehen können braucht es keine Verkehrsregeln oder was?
Es wäre, mit politischem Willen versteht sich, überhaupt nicht schwierig solche Versteckspiele extrem unattraktiv zu machen. Vermögen, welches nicht auf einen Besitzer zurückzuführen ist, als illegal zu deklarieren und konfiszieren wäre wohl eine Vorschlaghammer Variante, aber würde solche Spielchen massiv riskanter machen.
Der Vergleich ist so bescheuert da kommst du selbst drauf was die Unterschiede sind.
Klar kannst du das so deklarieren. Und dann? Alles Vermögen hat ja jetzt schon einen Besitzer. Ist dann halt auch weiterhin eine Briefkastenfirma o.ä. wo sich die deutschen Behörden schwarz ärgern können, dass sie nicht wissen wer dahinter steckt.
Also besteht dein Argument daraus, dass Firmen immer den längeren Hebel haben sollen und das so ok ist? Weil das ist nicht besonders produktiv.
Das lässt sich lösen. Stiftungen müssen immer gemeinützig sein und Firmen dürfen keine Firmen besitzen.
Guter Vorschlag. Ich denke lösen könnte man das schon, aber den politischen Willen dazu sehe ich nicht. Das würde heftigen Gegenwind entfachen. Auf allen Lobbyebenen
Was glaubst du den warum Scholz so verschrien wird. Er hat sich sehr für eine globale Mindeststeuer für Unternehmen eingesetzt und da tatsächlich was erreicht. Er fordert mit der SPD auch seit Jahren, dass wiedereinsetzen der Vermögenssteuer. Deshalb hat BILD ja auch so für die FDP geworben.
Naja, Firmenanteile gehören zum Vermögen dazu und Sonderausschüttungen sind Einkommen.
Schwierig ist der Wert einer Firma wenn es keine AG ist. Wieviel ist der regionale Autohändler mit fünf Filialen wert? Wieviel der Immobilienbesitzer der zehn Wohnungen in München vermietet?
Ja und der Superreiche hat dann Einkommen 100.000€ im Jahr (was spezialisierte Angestellte auch verdienen können) und ein Vermögen von seiner Einfamilienvilla.
Er ist also steuerrechtlich auf dem Niveau von höheren Angestellten.
Der Rest steckt in Stiftungen und ausländischen Holdingsstrukturen. Er hat dann Zugriff auf, sagen wir mal 1.000.000.000 (Milliarde) Euro. Aber der deutsche Staat sieht und weiß das eben nicht
Klingt in der Tat sehr schwierig. Lasst uns daher hohe Einkommen besteuern, denn davon haben wir alle Informationen schön sauber dokumentiert. Und mit einem jährlichen Einkommen von 70.000 Euro lebt so ein superreicher ja total zügellos!
/s