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      4 months ago

      Wir wissen z.B. seit den 80ern,dass andere Lernphasen für das sich entwickelnde jugendliche Gehirn sinnvoll wären. Trotzdem haben wir weiterhin Schulen die um 8, oder sogar noch früher beginnen. Mittlerweile nimmt der Anteil der Schulen mit 0ter Stunde ja sogar wieder zu - die Tochter eines Bekannten hat 2x die Woche um 7:05 Unterrichtsbeginn. Dank relativ ungünstiger Anfahrt (Danke ÖPNV) muss sie dementsprechend um 5:55 aus dem Haus. Mit vorher duschen und Frühstück heißt das 4:45 geht der Wecker.

      Gleiches gilt für die Lernphasen an sich - wir haben ein System,dass Leistung stark zeitlich konzentriert - in vielen Bundesländern sind ja mehrere Klausuren pro Woche, tlw. sogar pro Tag, möglich. Man weiß aber bereits seit langem,dass dies vor allem eines erzeugt: Unnötigen Stress und ein viel viel schlechteres Langzeitlernen (und das wollen wir ja eigentlich). (Von der Sinnhaftigkeit punktueller Leistungskontrollen will ich gar nicht anfangen) Sinnvoller wäre hier eine viel engere Verzahnung von Fächern und somit die Schaffung von Lernfeldern. Insbesondere bei ähnlichen Fächern ist das möglich und sinnvoll - und ermöglicht einerseits die bessere zeitliche Staffelung,aber auch die bessere Langzeitspeicherung. (Gemeint ist: Wenn Mathe, Physik, Chemie und Biologie und ggf. sogar noch Fremdsprachen zeitlich, methodisch und inhaltlich auf einander abstimmen ist allen geholfen)

      Generell sind wir leider was Methodik angeht auch noch “1924 statt 2024” in vielen Bereichen - liebstes Beispiel ist hier wohl das stumpfe Abfragen von Vokabeln,am besten noch individuell vor der Klasse. Weiß man auch schon lange,dass das Mist ist. Ist bei vielen anderen Methoden auch so. Das es noch Schulen mit Latein und Altgriechisch gibt,sagt hier alles. (Und nein, die Struktur hilft nicht in dem Umfang weiter wie Stunden investiert werden - auch schon lange bekannt)

      Das ist übrigens weniger als Kritik an den LKs als am gesamten System gemeint - erstere sind halt auch vom System abhängig und werden an vielen Punkten auch einfach alleine gelassen - das beste Beispiel sind Lernmittel und v.a. E-Learning.

      Als klar wurde, dass es damals in das Homeschooling geht hätte man zentral mit auf E-Learning spezialisierten Pädagogen(ja,dass kann man studieren&die Leute sind in der Wirtschaft gefragt wie sonst was) zu mindestens auf Landesebene Inhalte hochqualitativ bereitstellen können um so die LKs zu entlasten und gleichzeitig hochqualitatives Material bereit zu halten. Andere Industrieländer haben das gemacht. Bei uns musst du als Lehrkraft tlw. sogar noch die Software &den Notebook selber zahlen. (Dabei wissen wir mittlerweile wissenschaftlich belegt,dass gutes E-Learning für manche Themen&Lernabschnitte extrem effektiv ist)

      Gleichzeitig stimmt so oder so halt das Endergebnis nicht - wir haben am Ende viele “Bulimie”-Lerner und viele SuS die “unterwegs hängen bleiben” und dementsprechende Lücken haben. Aber Langzeitlernen (was sowohl im Studium als in der Berufsausbildung notwendig ist)fehlt oft, ebenso Wissen für das tägliche Leben (wie funktionieren meine Steuern&Sozialabgaben, grundlegende Rechtsbegriffe, Verbraucherrechte, Arbeitnehmerrechte, Demokratieverständnis, Basis-IT Kenntnisse, “Heimfinanzwissen”, Medienkompetenz und ganz viel Allgemeinwissen), ebenso intrinsische Kompetenzen wie verschiedene Lerntechniken, Stress-Copping-Mechanismen, Konfliktlösungstechniken, etc.

      Ich weiß,jetzt kann man an dieser Stelle wieder über die Elternhäuser schimpfen, aber sorry, nein, zu einfach. Denn es ist halt einfach auf das “Zuhause” zu schimpfen, aber das zementiert nur den Unterschied den die finanziellen und sozialen Verhältnisse in Deutschland ja sowieso schon machen - die oben genannten Sachen kriegt jemand mit “Stay at home mum” und einem Aufmerksamkeit gebenden&einkommensstarken Elternhaus mehr mit als jemand der mit 4 Geschwistern bei der alleinerziehenden Mutter die zwei Mindestlohn-Jobs hat. Von jemandem der in migrantischen Elternhäusern aufwächst in denen die Eltern das notwendige Wissen vielleicht selber nicht haben, ganz zu schweigen.

      Um meine Perspektive etwas zu begründen: Ich bin mittlerweile seit 15 Jahren an der Berufsausbildung im Gesundheitswesen beteiligt,weltweit&in sehr nachgefragten Berufen, also Bereiche wo man sich eher seine KandidatInnen aussuchen kann. (Gleichzeitig forscht einer meiner besten Freundinnen seit 12 Jahren an dem Thema)

      Wir merken deutlich,dass diese Dinge immer mehr fehlen - nicht weil die Azubis und StudentInnen es nicht wollen, sondern weil insb. die zunehmende Verdichtung der Lerninhalte an den Schulen ein Problem wird. Gleichzeitig hast du dann Realschüler mit gutem Abschluss die Grundrechenarten nicht vollständig beherrschen. (Ansonsten aber intelligent sind und auch keine Dyskalkulie haben) Studenten die nur mit einem iPad umgehen können. Und auf der Patientenseite sehen wir immer mehr jugendpsychiatrische PatientInnen die bereits mit 12-13 schwerste Überlastungssyndrome/Burn-outs haben, tlw. auch mit Suizidversuchen. Ich kenne Fälle die bereits in dem Alter quasi dauerhaft berufsunfähig sind.

      Und tatsächlich ist das in anderen Ländern anders.

      Sorry, liebes Bildungssystem in Deutschland, aber so wird das nichts. Wir brauchen eine komplette Neuorientierung.

      PS: Sorry für den langen Rant, ebenso für die Rechtschreibfehler (neues Handy). Zum Quellen raussuchen bin ich gerade zu faul, Google scholar hilft.