• Lemmchen@feddit.de
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    11 months ago

    Sie sagten, die meisten Kinder mit ADHS weisen im Erwachsenenalter weiterhin Symptome auf. Kann die Störung bei Erwachsenen auch neu auftreten?

    Nein. Zwischenzeitlich glaubte man das. Da haben ein paar große Kohortenstudien für viel Wirbel gesorgt. Als man die Kohorten dann aber noch mal genauer unter die Lupe nahm, wurde deutlich, dass die Studien Schwächen hatten. Inzwischen besteht der wissenschaftliche Konsens: ADHS ist eine Entwicklungsstörung, die spätestens im frühen Jugendalter zu Tage tritt. Es kann höchstens durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine schwere Infektion des Gehirns zu ähnlichen Symptomen kommen, aber das ist dann keine ADHS im eigentlichen Sinn.

    Sehr interessant, aber irgendwie widerspricht das meiner persönlichen Erfahrung im Freundes- und Bekanntenkreis.

    • KISSmyOS@lemmy.world
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      11 months ago

      Kinder gehen unterschiedlich mit ADHS um. Wenn das typische Zappelphilipp-Verhalten fehlt, weil das Kind die innere Unruhe nicht nach außen zeigt, dann wird es häufig nicht diagnostiziert.
      War bei mir auch so, Diagnose erst mit Ende 30, und in den Grundschulzeugnissen stand drin, was für ein ruhiges, unauffälliges und aufmerksames Kind ich war, was gar nicht zu ADHS passt. Trotzdem, wenn ich zurückblicke, hatte ich das definitiv bereits mit 10.

      • 🦄🦄🦄@feddit.de
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        11 months ago

        Wie hast du das denn geschafft?? Ich (Anfang 30) war bei einer Erstuntersuchung und da wurde mir nach einer Stunde reden gesagt, dass ich kein ADHS haben kann, weil ich ein guter Schüler war und im Studium eine Lerngruppe hatte 🙄🙄

        • KISSmyOS@lemmy.world
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          11 months ago

          Die Ärztin hat mit mir 3 verschiedene Fragebögen gemacht, bei denen ich deutliche Werte hatte, sich meine Zeugnisse angeschaut und dann nach ADHS in meiner Familie gefragt.
          Nachdem ich erzählt hab, dass meine Mutter, als ich ihr meine Symptome beschrieben hab, meinte “das ist doch normal, das hat doch jeder” und dass mein Bruder leicht autistische Züge hat, hat sie die Diagnose gestellt.
          Ich war insgesamt 23 Minuten bei ihr in der Praxis.

          • 🦄🦄🦄@feddit.de
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            11 months ago

            Was zur Hölle, das familiäre Bild ist fast 1:1 bei mir auch so.

            Kannst du mir die Praxis verraten? Gern auch per PN.

            • KISSmyOS@lemmy.world
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              11 months ago

              Noch als Nachtrag: Der Unterschied bei mir war vermutlich, dass mein erster Weg nicht zum Psychiater ging. Ich hab mich vorher auf einen Therapieplatz bei der Uni im Rahmen der Therapeutenausbildung beworben. Wartezeit 8 Monate. Da hatte ich dann 3 exploratorische Sitzungen und bekam einen Wisch vom Diplom-Psychologen, dass Verdacht auf ADHS besteht. Das macht die Diagnose natürlich einfacher.

      • 30p87@feddit.de
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        11 months ago

        Bis zur siebten Klasse hatte ich gar keine Probleme. Obwohl ich immer gelesen habe, und null aufgepasst. Nachdem der Stoff schwerer wurde, und ich gar keinen Plan von lernen hatte, wurde es richtig schlimm. Und mit Corona, zu Hause, am schlimmsten.

        • Black Cat@feddit.de
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          11 months ago

          Bei mir auch: die ersten 6 Jahre supi, dann auf dem Gymnasium abgekackt. Ich hatte nicht den geringsten Plan, dass ich lernen müsste und wie man das anstellt.

    • PepeLivesMatter@lemmy.today
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      11 months ago

      Viele Fälle von ADHS-Diagnoses im Erwachsenenalter sind vermutlich nur Spätdiagnosen. D.h. die betroffenen hatten es bereits im Kindesalter, haben es aber irgendwie geschafft, über die Runden zu kommen, bis irgendwann halt einmal die Luft raus war.

      Bei mir lief es auch so.

    • Guenther_Amanita@feddit.de
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      11 months ago

      Es wächst sich nicht raus, man wird nur besser, seine Eigenheiten vor der Gesellschaft zu verbergen.

      Ob das so gesund ist, auf Dauer auf normal zu tun, ist halt die andere Frage.

      • Lemmchen@feddit.de
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        11 months ago

        So verstehe ich den Absatz nicht. Ich lese ihn so, dass Erwachsene kein ADHS bekommen können, wenn sie es nicht bereits im Kindesalter hatten.

        • Lhianna@feddit.de
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          11 months ago

          So steht es in den Diagnosekriterien, ja. Persönlich denke ich, dass viele Menschen im Kindesalter und jungen Erwachsenenjahren ihre Probleme noch auffangen können, irgendwann aber einfach ausbrennen und dann zusammenbrechen.

    • Black Cat@feddit.de
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      1
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      11 months ago

      Es ist ja so, dass man als Kind und Jugendliche*r noch ein starres Gerüst durch die Schule und Vorgaben der Eltern hat. Besonders dem unaufmerksamen Typ, der ja nicht durch Hyperaktivität auffällt, fällt es leichter, sich daran entlangzuhangeln. Viele merken dann erst im Studium, dass da was nicht richtig läuft bei ihnen. Dadurch könnte dieser Eindruck entstehen.

    • flora_explora@beehaw.org
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      11 months ago

      Die ärztliche Meinung (nicht die wissenschaftliche) ist ja aber auch immer noch fälschlicherweise der Meinung, dass nur hyperaktive Jungs ADHS haben. Selbst heute haben die meisten Diagnose-Bögen zum Großteil nur Fragen, die darauf abzielen. Das war damals nur noch schlimmer. Oder Leute wurden dann halt mit anderen Diagnosen abgestempelt, Borderline, Hochbegabung, etc.

      Und wie dir eine andere Person schon geantwortet hat, ADHS kann sich ja auch nicht nur durch Hyperaktivität bemerkbar machen. Ich merke meist, dass mein Gehirn einfach gaaaaanz viel Stimulation braucht. Ob ich mir die durch Bewegung oder durch mentale Betätigung hole, ist oft nicht so entscheidend. Aber damals in der Schule war ich sehr brav und ängstlich. Da war die einzige Art der Stimulation halt tagträumen etc. Mittlerweile habe ich gelernt nicht mehr so viel zu masken, also mich weniger stark zu verstellen, und kann daher auch viel meine Hyperaktivität nach außen bringen.