Wo er schon Recht hat: Japan hat einerseits ein komplett eigenes Hochgeschwindigkeitsnetz und andererseits kaum Güterverkehr. Das macht das ganze natürlich deutlich einfacher.
Andere vergleichbar große Länder wie Spanien, Frankreich oder Italien haben ihre Hochgeschwindigkeitszüge (weitesgehend) vom restlichen Bahnverkehr getrennt.
Was aus seiner Aussage letztendlich folgt ist, dass wir mehr getrennte Trassen brauchen. Da gehe ich voll mit.
Das ist der wahrscheinlich wichtigste, aber nicht der einzige Punkt. Zum Beispiel gibt es in Japan:
- Ticketkontrolle, bevor man überhaupt zum Gleis kommt
Verpflichtende Reservierung, sodass jeder exakt einen Sitzplatz hatedith sagt: Das scheint nicht den kompletten Zug zu betreffen- Auf wenige Zentimeter exakt an der Linie haltende Züge, sodass man sich nach Zughalt nicht umorientieren muss
- Suizidverhindernde Glaswände/-türen am Gleis
- Beheizte Gleise gegen Eis/Schnee
- Zugreinigung in 7 Minuten, auch weil Shinkansen-Züge einige Features haben, die die Reinigung erleichtern
Und das sind nur die wenigen Dinge, von denen ich weiß.
Verpflichtende Reservierung, sodass jeder exakt einen Sitzplatz hat
Das stimmt so nicht. Im Shinkansen gibt es auch mehrere Abteile in denen du ohne Reservierung sitzen kannst. In ‘normalen’ Zügen hatte ich während meiner Zeit in Japan in der 2. Klasse gar keine reservierbaren Plätze gesehen.
Korrigiert. Und es ist richtig, die normalen, langsameren Züge kommen ähnlich pünktlich und funktionieren trotzdem ein bisschen anders als der Shinkansen.
Weiß eigentlich jemand warum wir das einzige Land sind wo man nicht durch so Kontroll-Schleusen gehen muss, bevor man auf den (Fernverkehrs-)Bahnsteig kommt?
- Die Glaswände/-türen sind auch nur so halb richtig. Beim Shinkansen erinnere ich mich nicht mehr, da gab es glaub ich so Türen und Geländer am Bahnsteig?! Und bei vielen U-Bahnen auch, aber mit Geländer, nicht voll verglast um Dinge nachhaltig zu verhindern oder soetwas… Das gibt es, ist aber doch recht selten. Und die ganzen Regionalzüge, die auch verdammt pünktlich sind, haben ganz schnöde, normale Bahnsteige. Wenn auch mit draufgepinselten Markierungen und die Züge halten auf den Zentimeter genau.
- Beheizte Weichen haben wir auch.
Ich fand, dass die Menschen sich dort viel sinnvoller am Bahnhof verhalten. Dort klappt scheinbar alles recht reibungslos wegen Rücksichtnahme, Leute stehen auf der einen Seite der Rolltreppe und gehen auf der anderen. Hierzulande: Oma bleibt direkt hinter der Rolltreppe stehen um sich umzuschauen und die nächsten 500 Menschen werden von der Rolltreppe in die Oma gedrückt. Passiert mir so zweimal die Woche. Zu Stoßzeiten kommt niemand aneinander an der Rolltreppe vorbei. Und das mit dem Aussteigen lassen aus dem Zug klappt auch genau nur zu den Zeiten wo die Pendler unter sich sind. Sonst muss man grundsätzlich erstmal jemandem böse in die Augen schauen, bevor man den letzten Schritt aus dem Zug machen kann.
Im Allgemeinen gibt es da viel Personal, das sich um die Sauberkeit der Züge, Bahnhöfe und sowas kümmert. Servicepersonal an den Fahrkartenautomaten, Schranken etc…
Und irgendwie weiß ich sowieso nicht so recht wie sehr man sich mit Japan vergleichen kann. Alles funktioniert schon sehr anders. Ich frage mich wie deren Infrastruktur ausschaut. Das was man als Tourist sehen kann ist schon ein lustiger Mix aus neu und alt. Z.B. die Fahrkartenautomaten hat man hierzulande mal alle ersetzt gegen welche mit Touchscreen. Im Japan gab es als wir da waren noch die guten mit Knöpfchen. Gerne auch eine ganze Wand voll Knöpfe für die vielen Optionen. Oft musste man selber auf der Karte nebenan nachschauen was die Fahrt zu Station X kostet und dann den Knopf für ein Ticket für soundsoviel Yen drücken. Weiter auf dem Land in der Pampa wurde die elektronische Schleuse, die kontrolliert ob man auch dort ausgestiegen ist für das man bezahlt hat, dann teilweise ersetzt durch eine Box und Ehrlichkeit. Gut, in der Stadt ist natürlich mehr High-Tech. Im Bus kostete es pro Haltestelle und man musste sein Ticket demnach beim Einsteigen und nocheinmal beim Aussteigen einstecken. Irgendwie doch sehr anders als die Öffis in Deutschland.
Und ich frage mich was da so jemand vergleichsweise verdient, der den ganzen Tag die Fahrkartenautomaten irgendwo betüttert und für Service bereitsteht. Oder jemand der einen Bahnhof in der Vorstadt sauber und in Ordnung hält.
Weiß eigentlich jemand warum wir das einzige Land sind wo man nicht durch so Kontroll-Schleusen gehen muss
Da warst du aber nicht in sehr vielen Laendern. Hat das irgendeines eurer Nachbarlaender? Glaube nicht. Vielleicht Frankreich, nicht mehr sicher.
Hast recht. Das war ein bisschen fatalistisch formuliert. Nachbarländer gibt’s wohl viele Gegenbeispiele. In Frankreich hingegen stand ich schon vor so ner Schleuse. Iegendwie bereise ich die Nachbarländer zu oft mit dem Auto. Ich meine aber es gibt ganz viele Länder wo man nicht einfach den Bahnsteig betreten kann. Und sehr viele U-Bahnen in anderen Metropolen.
Ich meine, im Stockholmer Regionalverkehr hätte es die gegeben
Schienen bzw. viel wichtiger Weichenheizung haben wir der Fairness halber auch an den meisten Weichen. Problematisch wird es, wenn diese im Winter ausfällt (insb. auf stark befahrenen Strecken) oder wenn es einfach zu viel Schnee und Eis sind - oder keine verbaut sind, es ist noch nicht überall Standard leider. Fazit: Mehr Strecken (aus)bauen, Ausweichstrecken haben, das Netz auch auf die Alltagsbelastung erweitern.
Japan hat einerseits ein komplett eigenes Hochgeschwindigkeitsnetz
Allgemein haben die meisten (urbanen) Linien ihr eigenes Gleis. Bei einem Problem faellt dann also diese Linie aus, aber eine andere Linie, die vielleicht auch (eben parallel dazu) dort durch faehrt, ist nicht betroffen.
Was aus seiner Aussage letztendlich folgt ist, dass wir mehr getrennte Trassen brauchen. Da gehe ich voll mit.
Ja, ich auch. Mir hat letztens jemand erzählt, dass wir in D früher in jede Richtung zwei Schienen hatten, eine für Normalverkehr und eine zum Ausweichen. Das ist eigentlich ganz praktisch wenn z.B. ein Zug Verspätung hat, dass die nachfolgenden nicht betroffen sind, oder für Reparaturen.
Ebenso sollten Fernverkehrszüge auch eigene Trassen haben.
Aber das Zugnetz wurde in Deutschland leider an Trassen, Zügen, Bahnhöfen, Personal kaputt gespart.
Und auch wenn ich eher negative Erfahrungen mit der Bahn habe, fühle ich die Geschäftsführer auch, wenn die kein Geld bekommen und unlösbare Erwartungen haben.
Mir hat letztens jemand erzählt, dass wir in D früher in jede Richtung zwei Schienen hatten, eine für Normalverkehr und eine zum Ausweichen.
Dass mal alle Trassen viergleisig ausgebaut waren halte ich für ein Gerücht.
Aber das Zugnetz wurde in Deutschland leider an Trassen, Zügen, Bahnhöfen, Personal kaputt gespart.
Da gehe ich voll mit.
Japan hat allerdings erdbeben, und gelernt damit umzugehen ohne das das gesammte netz kolabiert wenn ein streckenteil ausfaellt.
“In Deutschland teilen sich Güter-, Regional- und Fernverkehrszüge ein und dasselbe Schienennetz. Dieses Konzept ist nicht auf 99 Prozent Pünktlichkeit ausgelegt.”
Da mag er recht haben. Die Schweiz hat allerdings auch nur ein Schienennetz, das sich alle teilen müssen und die Züge sind trotzdem pünktlicher als in Deutschland.
die Züge sind trotzdem pünktlicher als in Deutschland.
Eine mögliche Lösung oder ein möglicher Grund dafür: An wichtigen Knotenpunkten Ersatzzüge vorhalten. Falls ein Zug verspätet ankommt, fährt der Ersatzzug schon mal planmäßig los, so dass die Verspätung maximal bis zum Knoten geht, ab da aber wieder pünktlich gefahren wird.
Ich meine in der Schweiz gibt es das, habe da aber leider keine klare Quelle gefunden. https://www.bahnonline.ch/22173/db-sbb-cff-ffs-je-eine-verbindung-von-und-nach-deutschland-vorlaeufig-mit-umsteigen/
Ist halt eine Frage von Geld. “Pünktlichkeit wie in Japan
unerreichbar, nur ist es uns das nicht wert”.“Dieses Finanzkonzept ist nicht auf 99 Prozent Pünktlichkeit ausgelegt”
Gut die Schweiz ist aber auch deutlich kleiner als Deutschland und der Overhead dieer Lösung skaliert mit den Knotenpunkten und der Kapazität für die man x-fachen Ersatz vorhalten muss.
Mag sein das es da funktioniert aber ich glaube nicht dass das in ganz Deutschland zu einem akzeptablen Preis machbar ist.
Die Schweiz gibt auch Unsummen für die Bahn aus pro Kopf.
Die Schweiz gibt auch Unsummen für die Bahn aus pro Kopf.
Ja, ich denke das ist es im Kern. Wer wie die Topliga fahren will, muss halt auch wie die Topliga finanzieren. Uns scheint es das leider nicht wert zu sein und ich hoffe, das ändert sich.
der Overhead dieser Lösung skaliert mit den Knotenpunkten und der Kapazität für die man x-fachen Ersatz vorhalten muss.
Angenommen ein Ersatzzug kann mehr als einen anderen Zug ersetzen: Dann hat der erste vorgehaltene Ersatzzug mehr Nutzen als der zweite vorgehaltene Ersatzzug (der ja erst dann einen Nutzen haben kann, wenn der erste bereits verbraucht wurde, was nicht immer der Fall ist)
Will sagen, schon mit nur einem Ersatzzug hier und da könnte wahrscheinlich eine große Menge an Nutzen erreicht werden.
Vor allem ist das Vorhalten von Ersatzzügen logistisch extrem kompliziert. Der Zug an sich ist kein Problem, aber die Mannschaft dieses Zuges ist nach dem Einsatz nicht dort, wo sie sein sollte.
Und der andere Zug muss verspätet ja trotzdem weiter fahren, weil ja noch Fahrgäste drin sitzen. Außer man lässt die aussteigen und verweist auf den nächsten Zug, den es eventuell gar nicht mehr gibt. Dann hat man am Knotenpunkt eine weitere Crew am falschen Ort.
Und nein, Zugpersonal ist nicht einfach untereinander austauschbar, die haben alle auch ein zu Hause, in dem sie gerne ihren Feierabend verbringen. Die Crew aus Düsseldorf freut sich, wenn sie abends in Berlin ist, und dann auch am nächsten Tag eventuell nicht mal in die Nähe von Düsseldorf kommt, weil die ja jetzt die Route der Berliner Crew fährt, die sie erstellen.
Schweiz hat allerdings auch keine automobillobby, dehnen die regierungsparteien in den hintern kriechen wollen…
dehnen die regierungsparteien in den hintern kriechen wollen
Sigmund Freud gefällt das
“Aktuell fahren fast 70 Prozent der Fernverkehrszüge durch mindestens eine Baustelle.” Trotzdem kommen nach seinen Worten rund 65 Prozent pünktlich an. “Das wäre übrigens bei Baustellen auf der Autobahn undenkbar.”
Der Unterschied ist halt, dass man bei einer 20-minütigen Verspätung beim Autobahnkreuz danach die andere Autobahn mit 20 Minuten Verspätung befährt. Wenn der Anschlusszug bei der gleichen Verspätung um 10 Minuten verpasst wurde, dann verspätet man sich je nach Ort, Tageszeit und Richtung gerne mal um ein paar Stunden.
Bis zu dem Punkt wie in Japan wo sich Lokführer teilweise umbringen wegen des Leistungsdrucks brauchen wir auch gar nicht kommen. Aber dazwischen ist noch einiges an Luft.
Das ist aber ein gesellschaftliches Problem Japans. Ich denke nicht, dass sowas in Deutschland vorkommen würde.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
In Deutschland teilen sich Güter-, Regional- und Fernverkehrszüge ein und dasselbe Schienennetz. Dieses Konzept ist nicht auf 99 Prozent Pünktlichkeit ausgelegt
In anderen Worten: Wir haben die letzten Jahrzehnte verkackt ein ordentliches Netz zu bauen und ihr dürft es ausbaden.
Und nein, “oh wir machen hier und da eine kleine Erneuerung” bringt uns da nicht viel näher.
…aber die drei Jahrzehnte Privater Profit waren schon echt geil!
Also, klar der Ausbau wurde verpennt. Aber die Bahn gehört zu 100% dem Staat. Was für privater Profit?
Die Vorstände der Bahn sind also entweder unfähig oder wollen nicht. Warum sagen die nicht einfach “Pünktlichkeit wie in Japan ist auf absehbare Zeit unerreichbar.”? Das würde zum. mal Hoffnung geben. In Japan gibt es doch garantiert auch Baustellen.
Denk ich mir auch. Wenn man mit dieser Einstellung an das Problem der Pünktlichkeit rangeht, funktioniert es doch sowieso nicht.
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Über solche Preise wie in deinem Beispiel würde ich mich freuen. Momentan ist es ja oft so, dass diese locker das 2-4-fache betragen.
Ich bezahle jeweils 1000 Yen zur und von der Arbeit (kA was das gerade in Euro ist, 8?). Das sind 50km Luftlinie, dauert ungefähr 80 Minuten. Wenn hier der Zug zu spät kommt, ist irgendwas vorgefallen, auf das JREast keinen Einfluss hat.
Natürlich muss man dazu sagen, dass die ganze Infrastruktur darauf angewiesen ist, dass der Laden läuft. Hier fährt fast jeder mit dem Zug, weil’s einfach zuverlässig und sicher ist, und idr auch pünktlich. Die DB hingegen ist für Reisende ausgelegt, in einem von Autos dominierten Land.
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Ist doch das 2-fache.
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ICE München Hamburg (ca. 800km) kostet 80€ wenn ich jetzt für in 2 Wochen buche und den Zug nehme, der Mittag losfährt und Abends da ist. Wenn ich kurzentschlossener bin oder z.B. morgens schon fahren will kostet es locker das doppelte.
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Du hast nach München-Berlin geschaut, nicht nach München-Hamburg…Macht selbst ohne BC nur 4€ Unterschied, das Argument ist also Quatsch.deleted by creator
Ah, und du hast eine BC50. Jeder der nicht sehr oft mit der Bahn fährt, gönnt sich maximal BC25 (den Preis der BC25 hat man meist nach der zweiten Fahrt wieder rein).
Und warum wird das nicht so kommuniziert? Willst du nicht lieber Bahnvorstand werden? Du kannst das besser. Über die Preise können wir nochmal reden. Aber da wir hier auf Marktwirtschaft setzen lässt sich da unter den jetzigen Gegebenheiten halt wenig regeln.
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Ne, das ist inhaltlich was anderes.
80€ kostet es aber auch nur dann, wenn ich sehr viel früher buche UND eine Uhrzeit wähle, die keiner haben will. “Normale” preise sind sogar teurer als Shinkansen Preise bei ähnlicher Entfernung.
Was sind normale Kosten? Rome2rio sagt mir 70-100 Euro für Tokio -> Kyoto. Klingt doch erstmal vergleichbar.
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Wer hat dir denn beigebracht, eine Antwort mit “Totaler Quatsch” zu beginnen? Machst du das privat auch so?
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Ich nehme ja ungern die Bahn in Schutz, aber ließ mal das hier. So sollte die Pünktlichkeit auch nicht erkauft werden: https://www.vice.com/en/article/akvpmg/japan-train-driver-one-minute-late
Zwischen 99% Pünktlichkeit und dem jetzigen Zustand ist noch deutlich Luft. Von den 5 ICEs die ich die letzten beiden Tage gefahren bin kamen 4 wenigstens 20 min zu spät. Offiziell hätte ich keinen Anschluss bekommen können, weil die Züge nicht warten können. Bekommen hab ich trotzdem alle, weil die Verspätung immer größer wurde.
Das Problem ist doch echt dass die Züge zu selten fahren
Wenn an einen Zug um 5min verpasst und der nächste erst in 50 min fährt ist das halt Scheiße - dass dann der Anschlusszug im Zweifel die 5min wartet ist mMn logisch aber das erzeugt dann halt Kettenreaktionen
Wenn man die Züge stattdessen im doppelten Takt schicken könnte müsste der Anschluss nicht warten und man hätte trotzdem “nur” 20min Verspätung durch die Initialen 5min bekommen aber es würde keine Kettenreaktion auslösen
Klar sind die Schienennetze dafür einfach nicht ausreichend gut gewartet und ausgebaut (sind ja auch keine Autobahnen) aber man wird ja noch träumen dürfen…