Das wäre vielleicht ein guter Moment, sich einen Organspendeausweis zuzulegen.
Wie war der Spruch? Wir haben nichts versucht und sind trotzdem enttäuscht?
Die deutsche Regelung ist richtig peinlich.
Die Linke setzt sich seit Jahren für eine andere Lösung ein, die wird aber immer mit diesem abstrakten Freiheitsbegriff blockiert. https://www.dielinke-nrw.de/parlament/bundestag/detail-bundestag/schweigen-ist-keine-zustimmung-zur-organspende/
Selbst die Grünen, darunter auch Baerbock haben da eine unrühmliche Rolle eingenommen: https://www.youtube.com/watch?v=zOEYkBYybqA / Hier im Wortlaut: https://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/organspende-4
Ich zitiere:
Wenn ich nicht weiß, dass dieses Herz freiwillig gespendet wurde, dann will ich gar nicht mehr auf der Transplantationsliste sein. – Da sind die Angehörigen. All diese Sichtweisen müssen wir respektieren, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen.
Was ein absoluter Käse - ich schäme mich in Grund und Boden für diese Argumentation, denn es steht jedem frei immer noch abzulehnen. Ein jeder kann sich dann ein Kärtchen in die Tasche stecken wo draufsteht: “Meine verfickten Organe will ich behalten. Scheiß Organlobby.”
Stimm ich dir zu. Versteh nicht, wie man nicht zu dem Schluss kommen kann “nehmt mich aus, bin eh tot”.
Das erste Ist nicht meine Meinung, aber um mal devils advocate zu spielen:
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Organe werden ja nicht nur entnommen wenn man komplett Tod ist, sondern teilweise wenn man für hirntod erklärt wird. Wenn man nun eine spendenkarte dabei hat, könnte es ja sein, dass die Entscheidung vielleicht schneller getroffen wird als nötig.
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Ich habe auch immer gesagt, dass mein Körper nach meinen Tod halt einfach sondermüll ist. Bin ja dann Tod und es interessiert mich nicht mehr. Doch in letzter Zeit bin ich davon überzeugt worden, dass mein Leichnam in den Besitz der Menschen kommt die um mich trauern. Denn denen hilft es Abschied zu nehmen etc wenn man den Leichnam auf bestimmte Weise behandelt. Wenn jetzt aber bspw Haut im Gesicht gespendet wird, dann könnte es sein, dass der Abschied schwieriger wird.
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Man könnte auch argumentieren, dass der Notfallsanitäter sich besonders Mühe gibt, dass du nicht verstirbst am Unfallort, weil sie deine Organe wollen. Und du könntest theoretisch auch einschränken mit “Mindestens 2 Monate Hirntot, vor Entnahme” oder sowas, wenn dich das beruhigt.
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Ist Aufbahrung in Deutschland so ein Ding? Hatte ich bei unseren Todesfällen noch nie.
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Les nochmal
Zumal sich das in einer Rede im Bundestag bei bester Gesundheit sehr viel leichter sagen lässt,als wenn man die Tage zählt, und so eine Entscheidung seinen Angehörige verklickern will.
Ein Freund meiner Eltern ist mit Mitte 50 an einer seltenen Lungenkrankheit gestorben, selten weil er sie als Nichtraucher bekommen hat, und das eine der typischen Raucherkrankheiten war. Er musste dann ewig mit Sauerstoffgerät rumlaufen und als er gestorben war, war sein Kind 15.
Ich glaube nicht, dass Bärbock ihr Ethos überwiegt, vielleicht ein Organ bekommen zu haben, dessen erster Träger es versäumt hat seinen Opt-Out zu erklären. Ich denke die Liebe zu ihren Kindern überwiegt in so einer Situation, die dann noch ein paar Jahre ihre Mutter hätten.
Es wäre in einer Güterabwägung auch für jeden Menschen ziemlich absurd.
Es gibt keinen Rechtsgrundsatz, nach dem Schweigen Zustimmung ist.
Finde die Argumentation merkwürdig. Es geht ja um Tote, die schweigen per Definition. Und ich glaube so ziemlich alle Rechte erlöschen mit dem Tod.
Ne, mit dem Tod erlöschen nicht alle Rechte. Du hast z.B. ein Recht auf Totenruhe.
Es ist nicht wirklich wichtig ob es eine Widerspruchs- oder Zustimmungslösung ist, sofern die Beweislast zur Entnahme der Organe vor der Entnahme beim Entnehmenden liegt. Beide Lösungen setzen einen eindeutigen Platz für diese Informationen voraus.
Setzt man nicht voraus, dass diese Beweislast beim Entnehmenden liegt, ist es keine wirksame Wahl mehr. Will man die Wahlmöglichkeit nehmen, sollte man es auch so vertreten und kommunizieren.
Was? Der der Organe entnehmen soll, soll die Organspendekarte haben?
Er soll sich sicher sein dürfen, dass der Verstorbene damit einverstanden ist, war. Verklagen wird in dieser nicht. Damit dieser geschützt ist, falls ein Testament mit anderer Information existiert von egagierter Verwandtschaft gefunden wird.
Das kann auf versch. Arten erreicht werden. Jedoch nicht mit einem Widerspruch auf einer möglicherweise mitgeführt Karte.
Wenn man wirklich Wert darauf legt, dass ein Mensch selbst entscheiden kann, muss man ihm für den Fall der Zustimmung und der Ablehnung eine sicheren Weg anbieten. Ein einfaches Umkehren invertieren von der Zustimmung zum Widerspruch ändert daran nichts daran für was man sich entscheidet. Es schiebt nur die Zahl der trägen Unentschieden auf eine andere Seite. Liegt es einer politischen Kraft ehrlich etwas an der persönlichen Entscheidung, sollte sich diese für einen Entscheidungszwang einsetzen um jeden mit Bereitschaft zur Organspendeausweis zu erfassen. (Der Geburtstag zur Volljährigkeit oder die Ausgabe eines Ausweis, Führerschein wären gute Anlässe um die Entscheidung initial oder erneut einzufordern.)
Oder wir sagen einfach jeder spendet organe, außer er macht sich die arbeit einen "ich will nicht spenden"ausweis zu besorgen
Ich denke, wenn jemandem das Vertrauen fehlt, dass mehrere Ärzte eine unbefange die Entscheidung treffen, fehlt auch das Vertrauen darauf einen eventuell vorhandenen Ausweis zu suchen. Wieso ist so brauchan umbedingt eime zusätzlichen Ausweis, wenn es auch mit vorhandenen Mittelnoglich wäre?
Wenn jemandem das vertrauen fehlt ist das ein problem des jemanden, nicht des gesamten systems.
Dafür gibt es in Bayern aber auch ganz viel Photovoltaik.
Woher nimmt man eigentlich die Anzahl der Spender? Wird die einfach den gespendeten Organen gleichgesetzt?
Ich habe mir vor Jahren so einen Organspendeausweis ausgefüllt. Das ist aber nirgendwo registriert. Bis mir was passiert und mir jemand den aus dem Geldbeutel nimmt, wird niemand wissen, dass ich spenden werde/würde.
Spender bist Du erst wenn Du das dann auch tust. Bis dahin halt nur potentiell.
Na gut in dem Fall sind aber fallende Spenderzahlen jetzt nicht ein Riesenproblem. Wenn weniger Leute sterben, können die auch nur weniger Organe abgeben.
Die Sterbezahlen in Bayern nehmen aber zu https://de.statista.com/statistik/daten/studie/589229/umfrage/anzahl-der-sterbefaelle-in-bayern/
Aber dein Argument würde nur Sinn ergeben wenn die Bevölkerung schrumpft. Ansonsten bräuchten mehr nicht Sterbende, auch mehr Organe.
Doch. Das ist ein Riesenproblem für die potentiellen Empfänger. Deshalb kämpfen CSU und FDP ja so gegen das Tempolimit; überleg mal, noch weniger Spender!
Es wird dir niemand (außer ein Zeige Jehovas) deinen Organspendeausweis klauen.
Nachdem noch niemand den Link gepostet hat:
https://shop.bzga.de/organspendeausweis-als-plastikkarte/
Bei der BZGA kann man sich kostenlos Organspendeausweise bestellen. Sogar ohne Liefergebühren. Also bestellt euch 10-20 und verteilt die in eurem gesamten Familien- und Bekanntenkreis. Die meisten Leute haben nichts dagegen zu spenden, sondern waren bisher nur zu faul sich einen Organspendeausweis zu besorgen
Ich schaffe es einfach nicht, auf diese blöde Plastikkarte zu schreiben. Die muss irgendwie eine Anti-Stift-Beschichtung haben. Bei Kreditkarten hatte ich noch nie das Problem.
https://www.druck-konzepte.de/organspendeausweis/
Hier … direkt bedruckt, nur 1,50 für Porto
Lässt sich ganz einfach lösen: Wer nicht bereit ist zu spenden kriegt auch nix.
Ich würde mit Priorität arbeiten. Jemand der spendet hat Prio gegenüber jemanden der nicht spendet. Das heißt, die Nicht-Spender stehen immer hinten an. Wenn ein Organ nicht mehr weiter transportiert werden kann, aber ein Nicht-Spender in der Nähe dieses braucht und kein Spender, soll er es bekommen.
Lässt sich halt schwer mit dem Hypokratischen Eid vereinbaren, wenn jemand der dringend ein Organ braucht und voraussichtlich nur noch wenige Tage hat, keins bekommt, aber dafür jemand, der noch ein Jahr oder zwei hat.
Das fügt auch sehr viel Bürokratie hinzu, weil dann Spender irgendwo registriert werden müssen. Da fände ich Opt-Out viel einfacher und sinnvoller.
Löst das Problem auch nicht. Die meisten Leute sind bereit zu spenden. Dass eine Organspende an der fehlenden Zustimmung scheitert, ist eher die Ausnahme als die Regel. Es gibt einfach viel zu wenige Menschen, die überhaupt als Spender in Frage kommen.
Da hab ich andere Erfahrungen gemacht. Ich kenn viele die nicht spenden wollen, nicht mal Blut.
Klingt erstmal nach einer guten Idee, aber dann füllt natürlich schnell jeder, der eine Spende braucht, einen Organspenderausweis aus.
Dann macht ihn so, dass man nur in Sonderfällen wieder davon zurücktreten kann.
Hmm, ich glaube, im katholischen Kontext macht Organspende auch wenig Sinn.
Im katholischen Kontext von Sinn zu sprechen…
Katholiken sind doch all about that Original Sinn.
Ich hab neulich 5 dieser ausweise aufeinmal bekommen. Einen hab ich unterschrieben und immer dabei und denn rest hab ich an freunden verteilt. Damit wäre das bei mir in der region schonmal gestiegen.
Tja bayern, kann halt nicht jeder so kühl sein wie wir hier.
Schein ein bayrisches Problem zu sein.
Meldung vom selben Tag in der Tagesschau: Zahl der Organspenden leicht gestiegen
Ohne eine ernsthafte Korrelation behaupten zu wollen, ist die Tatsache, dass dies km rechtsrückenden Bayern zumindest ironisch. So viel zur nationalistischen Idee des Zusammenstehens.
Das hast Du ganz falsch verstanden. Nicht zusammenstehen, gegen andere treten.
Die Flüchtlinge kriegen beim Zahnarzt bestimmt auch gleich neue Organe eingesetzt.
zusammen mit den zwei Abtreibungen zum Preis von einer
Zusammen andere treten
ja aber was wenn Ausländer die Organe kriegen?! (/s)
Es ist absolut verantwortungslos und unethisch dass es in Deutschland kein Organspende-by-Default System gibt. Das würde das Problem lösen und jeder der nicht spenden möchte schickt einfach einen Brief oder macht online einen Haken. Ich denke es bedarf nur einer politischen Entscheidung um diese vielen Leben zu retten.
Es ist absolut verantwortungslos und unethisch dass es in Deutschland kein Organspende-by-Default System gibt. Das würde das Problem lösen
Das wird immer wieder behauptet und teilweise auch von den Medien so dargestellt, ist aber komplett falsch. Eine solche Widerspruchslösung würde die Zahl der Organspender wenn überhaupt nur minimal erhöhen.
Eine Organspende scheitert in den seltensten Fällen an einer eindeutig festgelegten Einwilligung. Nur 22,4% der tatsächlichen (!) Organspender hatten letztes Jahr überhaupt einen Organspendeausweis. Bei allen anderen haben entweder die nächsten Angehörigen die Entscheidung übernommen oder der Spender hat sich noch zu Lebzeiten dazu geäußert.
Insgesamt gab es 2022 869 Spender*innen. Dem gegenüber stehen insgesamt 13 Fälle, in denen niemand die Entscheidung übernehmen konnte oder man den Angehörigen das Gespräch nicht zumuten wollte. Das sind die Fälle, die mit einer Widerspruchslösung noch zusätzlich gewonnen werden könnten. 882 Spenden statt 869. Natürlich kann jede zusätzliche Spende für einen Menschen lebensrettend sein. Aber dass das Problem damit gelöst wäre kann man wirklich nicht behaupten.
Die Zahl der Fälle, in denen potentielle Spender einer Organentnahme direkt widersprochen haben, ist deutlich größer. Die kann man aber nicht dazu zählen, weil man davon ausgehen muss, dass sie auch (oder gerade dann) ihren Widerspruch geäußert hätten, wenn sie sonst automatisch Organspender geworden wären.
Der tatsächliche Flaschenhals liegt ganz wo anders. Fast alle Menschen, die sterben, kommen nie als Organspender in Frage. In dem Moment wo das Herz aufhört zu schlagen, werden die Organe nicht mehr durchblutet und beginnen abzusterben. Bis die Entnahmeteams in der richtigen Klinik und die Organe entnommen sind, sind sie längst nicht mehr zu gebrauchen.
Es gibt nur eine Möglichkeit, Organspender zu werden: man muss tot sein, das Herz muss aber weiter schlagen. Das gibt es nur in einem ganz bestimmten Fall, dem Hirntod. Wenn das Gehirn z.B. durch einen Kopfverletzung, eine Hirnblutung oder einen Schlaganfall vollständig abgestorben ist, gilt ein Mensch als tot. Normalerweise würde man in dieser Situation auch sofort aufhören zu atmen und das Herz würde kurz darauf wegen Sauerstoffmangel stehen bleiben. Mit modernen intensivmedizinischen Maßnahmen (u.a. künstliche Beatmung) kann man den Körper aber noch einige Zeit weiter laufen lassen. Das geht vor allem auch deshalb, weil das Herz von ganz alleine schlägt, so lange es mit Sauerstoff versorgt wird. Es braucht dazu keine Steuerung vom Gehirn (anders als die Atmung).
Dieser Fall ist aber selten. Die meisten Menschen, die z.B. bei einem Unfall so schwer verunglücken dass das Gehirn zerstört wird, haben auch an anderen Körperstellen schwerste Verletzungen und verbluten oder sterben auf andere Weise bevor sie überhaupt in der Klinik ankommen. Und durch die moderne Neurochirurgie können immer mehr Menschen mit schwersten Hirnblutungen noch gerettet werden, die früher vielleicht als Organspender in Frage gekommen wären.
Ein tatsächliches Problem, das sicherlich vielen Organspenden im Weg steht, ist aber der enorme Arbeitsaufwand rund um die Organspende und vor allem die aufwändige Feststellung des Hirntods. Dazu müssen eine ganze Reihe von Untersuchungen nach einem sehr strengen Schema von zwei erfahrenen Ärzt*innen durchgeführt werden. Wenn da irgendwo eine bestimmte Zeitgrenze nicht eingehalten wurde oder die Untersuchungsergebnisse nicht genau übereinsteimmen, war alles umsonst. Und diese Hirntodfeststellung muss von den Kliniken selbst durchgeführt werden, die bekanntermaßen unter massivem Personalmangel leiden. Es gibt wenige, die das personell überhaupt stemmen können.
Sehr viel einfacher ist es, ohne eindeutige Hirntodfeststellung, meistens in Rücksprache mit den Angehörigen alle Geräte auszuschalten. Dann geht der Leichnam zum Bestatter und das Bett ist wieder frei. Der Patient wäre so oder so gestorben. Aber auf diese Weise können natürlich keine Organe entnommen werden.
Wenn es unabhängige Teams gäbe, die man rufen könnte wenn man einen potentiellen Spender hat, und die den Fall dann komplett übernehmen - dann wäre eine Organspende für das Klinikpersonal keine untragbare Zusatzbelastung mehr, sondern eine Entlastung. Und ich bin mir sicher, dass es dann deutlich mehr Spenden gäbe. Nur leider würde das natürlich Geld und echtes Engagement kosten. Die Widerspruchslösung ist dagegen fast umsonst und so herrlich populär - dass sie (fast) nichts bringt ist der Politik dabei egal.
Hier ist die Quelle für alle Zahlen: https://www.dso.de/SiteCollectionDocuments/DSO-Jahresbericht 2022.pdf
Danke für die ausführliche Argumentation. Bis dato ist mir unklar wieso man rational gegen diese Widerspruchslösung sein könnte, von daher ist das sehr interessant. Halte dein Hauptargument aber für falsch:
es würde die Zahl der Spender nicht nur minimal sondern fast maximal erhöhen. Die 13 Fälle, die du hier nennst, beziehen sich ja auf die Fälle, die bei der aktuellen Opt-In-Lösung in Betracht gezogen wurden. Wenn man die Zahlen aktueller frühzeitiger Todesfälle anschaut sind die Zahlen möglicher Spender deutlich höher. Man kann dann beispielsweise direkt die Transplantationsprozesse einleiten (sofern nicht im Opt-Out Register gefunden): entnehmen, konservieren, Empfänger kontaktieren, etc. Die weiteren Probleme die es sicher auch gibt, benötigen zur Lösung dennoch erst mal die Einführung des Opt-In-Systems.
Wenn die Widerspruchslösung so populär ist, dann kann man sie doch einfach einführen. Dann kann man sich danach um die verbleibenden Probleme kümmern, da dieses Problem dann wegfällt und die verbleibenden Probleme einfacher zu lösen sind (d.h. bei Opt-In Systemen kann der Prozentsatz der Fälle “Bis die Entnahmeteams in der richtigen Klinik und die Organe entnommen sind, sind sie längst nicht mehr zu gebrauchen” schnell substanziell reduziert werden).
d.h. bei Opt-In Systemen kann der Prozentsatz der Fälle “Bis die Entnahmeteams in der richtigen Klinik und die Organe entnommen sind, sind sie längst nicht mehr zu gebrauchen” schnell substanziell reduziert werden
Ich bin mir nicht sicher ob wir aneinander vorbei reden, aber der oben beschriebene Fall gilt ganz unabhängig von der gesetzlichen Regelung. Wer “ganz normal” stirbt, also ohne den Sonderfall Hirntod, kann normalerweise keine Organe spenden, auch wenn sofort geklärt ist dass der Spender das möchte. In dem Moment wo das Herz stehen bleibt, beginnt ab der ersten Sekunde der Verfall der Organe und sie sind innerhalb kürzester Zeit komplett unbrauchbar. So schnell ist kein Organspendeteam da.
In den USA wird gerade an einem Verfahren für eine Organspende ohne Hirntod gearbeitet. Da geht es um Patienten, die eindeutig keine Überlebenschancen haben und wo die Intensivtherapie abgebrochen werden soll, ohne dass sie aber die strengen Hirntod-Kriterien erfüllen. Die Entnahmeteams werden schon geholt während der Spender noch lebt, dann wird er in den OP gebracht, es wird alles für die Entnahme vorbereitet und dann wartet man bis der Spender stirbt. Direkt nach dem Kreislaufstillstand wird mit der Organentnahme begonnen, damit so wenig Zeit wie möglich ohne Durchblutung vergeht. Und trotzdem ist die Qualität der Organe deutlich schlechter als bei einer Hirntod-Spende - was für die Organempfänger bedeutet, dass sie sehr viel schlechtere Überlebenschancen haben. Deswegen wird auch in den USA fast nur diese Spende nach Hirntod durchgeführt.
Der Flaschenhals ist wirklich dass es einfach zu selten diesen Sonderfall Hirntod gibt. In den allermeisten Fällen wo eine Organspende medizinisch möglich ist, wird sie auch durchgeführt.
Die Gefahr eines Opt-In-Systems sehe ich darin, dass es nach hinten los geht. Viele Leute sind heute schon sehr skeptisch gegenüber der Organspende, was man ja auch an einigen anderen Kommentaren hier sieht. Dass es komplett freiwillig ist und man sich bewusst dafür entscheiden muss, trägt meiner Meinung nach sehr zur Vertrauensbildung bei. Es gibt keine große Anti-Organspende-Bewegung, weil das Thema nur Leute betrifft, die das auch wollen. Das könnte aber umschlagen, wenn es heißt dass die Organe nach dem Hirntod automatisch entnommen werden so lange man nicht widerspricht. Ich sehe jetzt schon die Corona-Schwurbler mit neuen Plakaten durch die Straßen ziehen und zum massenweisen Widerspruch gegen die Organspende aufrufen. Da werden so viele Fake News durch die sozialen Medien geistern, bis die Leute aus lauter Verunsicherung erst mal widersprechen, auch wenn sie nicht genau wissen was sie davon halten sollen. Bei dem minimalen Potenzial, das eine Opt-In-Lösung bietet, ist aus meiner Sicht das Risiko zu groß, dass es hinterher weniger Organspenden gibt als vorher.
Vor allem ist das Argument ja auch Quatsch weil wir kein Problem damit haben Organe aus opt-out-ländern zu importieren - wenn die Blockade wirklich moralisch wäre würde man auch das machen
So lehnt man sich einfach nur zurück und lässt andere Länder machen
Man kann das ganz einfach lösen: Wer nicht seit X-Jahren auf der Spenderliste steht, kommt weiter unten auf die Empfängerliste, wenn er mal eines braucht.
“Du bist nicht selbst Organspender? Tja, dann beten sie doch dass der Gott sie schneller sieht”.
Ich hab meinen Organspendeausweis schon lange vernichtet.
Okay Herr Kantenfürst, ich beiße an - warum?
Die Organentnahme findet bei den meisten Organen nach einem wie auch immer definierten “Hirntod” statt. Das Herz schlägt also noch. Das öffnet Raum für Mißbrauch, zumal die finanzielle Ausbeute meiner Organe absolut undurchsichtig ist. Man muss sich nur einmal klar machen, dass die letzten Jahre Menschen flächendeckend als Medikamententester für neuartige Gen-Wirkstoffe verwendet worden sind. Kriege ohne Ende beworben werden. Und der Griff zu den Organen dann nur folgerichtig ist. Von so einer Gesellschaft lasse ich mich nicht mehr vor einen moralischen Karren spannen. Mein Körper gehört mir. Persönlichen Organspenden im Einzelfall stehe ich anders gegenüber. Aber ich gebe den keinen juristischen Freifahrtschein mit so einem Ausweis und ein Motiv mir die Organe im Krankenhaus auszuräumen und dann meine Lebenserhaltung auszuschalten. So läuft es dann unter Umständen.
Aha. Äh ja. Soso. Mensch schau mal einer auf die Uhr, so spät schon, jetzt muss ich aber auch.
Dein Körper gehört dir, und darüber gibt es nichts zu urteilen.
Aber deine Begründung ist ziemlich blödsinniger Schwurbelquatsch.
Bei so viel Hirntod in dem Kommentar ist es kein Wunder, dass die Person Angst hat, dass ihr vorzeitig das Licht ausgeknipst wird.
Ich denke, dass genau diese Art an Reaktion auf geäußerte Ängste und Bedenken eine der Ursachen ist, weshalb sich viele von der pauschalen Freigabe zur Organentnahme distanzieren und eventuell sogar Abstand davon nehmen sich tiefer mit den Thema/Möglichkeiten zu beschäftigen.
Das hat sich bei der Angst und der Weigerung vom Tragen von Masken und dem nehmen von Vakzinen nur Schall und Rauch und ist es auch hier. Du kannst den schwarzen Peter nicht einfach zu den bösen Leuten schieben die Impfungen und Organspenden für sinnvoll halten.
Es ist in Ordnung nicht zu wollen, dass die eigenen Organe verwendet werden, aber wir sprechen hier von der Argumentation, dass Ärzte die nicht retten wollen sondern dich so früh es geht ausknipsen um an die Organe zu kommen.
Wenn jemand Angst hat, dass eine zu diesem Zeitpunkt fremde Person nicht im persönlichen Sinn entscheidet, ist das nicht mit der Unterstellung gleichzusetzen, dass die entscheidenden Ärzte grundsätzlich eine Organentnahme vor mögliche letzte Versuche das Leben zu retten stellen.
Es wäre besser an den Ängsten zu arbeiten und alternative Wege zu zeigen, anstatt es sich selbst genauso einfach zu machen und pauschal in die Ecke der Komplettverweigerer zu stellen.
Ich halte für zu stark vereinfacht, einen Schwarzen Peter zu der einen oder anderen Seite zu schieben.
Jetzt kommt das wieder mit der De-Humanisierung. Was anderes könnt ihr nicht?
Bist du dann auch damit einverstanden, dass du nix bekommst wenn du was bräuchtest?
Hab ich kein Problem mit. Irgendwann ist halt Schluss und ein Leben mit Implantat ist auch nicht so einfach.
Es ist verständlich, dass Du dem System nicht vertraust. Unser Gesundheitsystem, -Unternehmenund Politik geben viel Anlass dazu.
Wieso nutzt Du nicht die auf dem Ausweis vorhandene Option, eine von Dir benannte Person diese Entscheidung zu übertragen? Es wäre natürlich gut, mit dieser Person auch einmal über Deine Werte, Einschätzungen und Bedingungen gesprochen zu haben und sich auch über veränderte Werte auszutauschen. Das hilft und schützt Deine Vertrauensperson im Ernstfall.
Ich denke ich kann selber für mich entscheiden. Danke.
Tut mir leid, es war nicht meine Absicht für Dich zu entscheiden oder etwas vorzugeben. Vielen sind die verschiedenen Optionen, die der Organspende-Ausweis bereits beinhaltet einfach nicht bekannt.
Ich bin Intensivmediziner. Wenn bei dir der Hirntod festgestellt wird, gibt es für mich genau zwei Optionen:
- alle Geräte ausstellen und den Bestatter rufen. Mit Feststellung des Hirntodes bist du offiziell verstorben. Dich dann noch weiter an den Geräten zu lassen wäre letztendlich eine Störung der Totenruhe.
- die einzige Ausnahme ist, wenn du Organspender bist. Dann darf ich dich noch zum Zwecke der Organentnahme weiter behandeln, bis die Organentnahme abgeschlossen ist (was auch mal 24 Stunden dauern kann).
Wenn du davon ausgehst, dass bei der Feststellung des Hirntods nicht sorgfältig gearbeitet wird, müsstest du Organspender werden. Denn dann wirst du noch längere Zeit an den Geräten gelassen und es würde unter Umständen auffallen, dass du doch noch Hirnfunktionen hast.
Haha. Dr. Frankenstein?